Schuldentilgung aus eigener Kraft

· Schuldentilgung aus eigener Kraft

Neben der Liquidität und deren Bereitstellung gibt es ein weiteres wichtiges Thema im Bereich Finanzierungen, nämlich die Aufnahme von Fremdkapital. Fremdmittel müssen oftmals dann zur Verfügung gestellt werden, wenn kein ausreichendes Eigenkapital vorhanden ist, um beispielsweise Investitionen zu tätigen.

Mitunter wird Fremdkapital aber auch aufgenommen, um bereits vorhandenen Schulden zu tilgen. Diese Art der Tilgung von Schulden ist meistens jedoch ein nicht besonders positives Zeichen, da so die Neuverschuldung im Grunde zunimmt. Dieses Negativbeispiel zeigt sich schon seit einiger Zeit bei den Staatsausgaben bzw. beim Haushaltsplan der Bundesregierung, denn aktuell können die Schulden, die der deutsche Staat gemacht hat, nur durch eine weitere Aufnahme von Krediten getilgt werden. Auch bei Unternehmen ist diese Art der Schuldentilgung eher negativ zu bewerten. Demgegenüber steht die so genannte Schuldentilgung aus eigener Kraft. Hier müssen keine Fremdmittel aufgenommen werden, damit die bestehenden Schulden reduziert werden können, also beispielsweise laufende Kredite ordnungsgemäß getilgt werden können, sondern die Schuldentilgung kann aus Eigenmitteln erfolgen. Das zur Schuldentilgung aufgewendete Eigenkapital kann dabei aus verschiedenen Quellen stammen.

Möglich ist zum Beispiel bei einer Aktiengesellschaft die Ausgabe von Aktien, denn diese Papiere sind im Gegensatz zu Anleihen keine Gläubigerpapiere, sodass durch die Emission der neuen Aktien keine zusätzlichen Schulden gemacht werden, sondern das der AG zufließende Kapital wird als Eigenkapital bewertet. Natürlich können auch Teile des erzielten Unternehmensgewinns oder Erlöse aus Verkäufen als Eigenkapital zur Schuldentilgung verwendet werden. Wie für nahezu jede relevante Unternehmenskennzahl, so gibt es auch für die Schuldentilgung aus eigener Kraft eine Maßzahl, wie diese Schuldentilgung berechnet werden kann. Und zwar ist hier der so bezeichnete dynamische Verschuldungsgrad die entsprechende Kennzahl für die Schuldentilgung aus eigener Kraft. Wie viele andere Kennzahlen auch, so ist auch der dynamische Verschuldungsgrad ein theoretischer Wert, der stabile Größen beim jeweiligen Unternehmen voraussetzt.

Berechnet wird der dynamische Verschuldungsgrad, indem das im Unternehmen befindliche Fremdkapital, also quasi die Summe der Verbindlichkeiten bzw. der Schulden, zunächst mit den Geldwerten subtrahiert wird. Das Ergebnis wird dann durch den Cashflow dividiert, und somit erhält man dann den dynamischen Verschuldungsgrad als Maßzahl für die Schuldentilgung aus eigener Kraft. Schaut man sich diese Formel einmal näher an wird deutlich, dass die Maßzahl dynamischer Verschuldungsgrad umso positiver ist, desto geringer die Ergebniszahl ist. Denn das Ergebnis wird auch von der Summe der Geldwerte bestimmte, welche im Prinzip das Eigenkapital des Unternehmens darstellen. Und umso mehr Eigenkapital als Anteil zur Schuldentilgung verwendet werden kann, desto geringer ist der Fremdmittelbedarf, was natürlich stets positiv zu bewerten ist. Wie bei vielen Kennzahlen, so spielt auch bei der Schuldentilgung aus eigener Kraft die Liquidität des Unternehmens also eine nicht unwichtige Rolle. Denn zur Schuldentilgung kann natürlich nur Eigenkapital verwendet werden, welches zur gewünschten Zeit als Liquidität zur Verfügung steht und somit auch rechtzeitig abgerufen werden kann.